Die Bereitschaft von Mitarbeiter:innen, den Job zu wechseln, hat eklatant zugenommen. Neben der beruflichen Neuorientierung während und nach der Pandemie oder dem Wunsch nach mehr Partizipation ist einer der Gründe laut Gallup bereits seit Jahren vorherrschend: fehlende Anerkennung. Dabei steigert Wertschätzung die emotionale Bindung an ein Unternehmen, erhöht die Produktivität und senkt Fehlzeiten. Eine wertschätzende Kommunikation von Führungskräften und auch innerhalb der Teams sorgt nicht nur für ein besseres Arbeitsklima, sondern ist auch Voraussetzung für Mitgestaltung und Eigenverantwortung.

Mit Kommunikation gestalten wir unsere Beziehungen. Ist sie empathisch und wertschätzend, schafft sie Nähe und Verbundenheit mit anderen und sorgt für Vertrauen. Das macht nicht nur kreativer und produktiver, sondern auch resilienter gegenüber Krisen. Wertschätzung ist damit eine starke Währung der Unternehmenskultur.

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup hat in einer Statistik ermittelt, wie häufig Menschen Feedback und Anerkennung brauchen, um sich wohl zu fühlen. Faustregel: oft. Und für jüngere Mitarbeiter:innen gilt: je öfter, desto besser. Egal, ob jung oder alt, bekommen tun sie es aber offenbar viel zu selten: Laut Engagement Index 2022 von Gallup fühlen sich 40% der Befragten nicht wertgeschätzt.

Damit wird spätestens klar, dass es bei Anerkennung und Wertschätzung um mehr als Gehalt und Belohnungsanreize geht. Entscheidend ist, dass sich jede:r Mitarbeiter:in als ganzer Mensch gesehen und nicht nur durch seine Leistung wahrgenommen fühlt. Sie oder er möchte sich als Person respektiert fühlen.

Wertschätzung ist eine Haltung
Wertschätzung ist also in erster Linie eine Haltung, mit der wir anderen Menschen Respekt und Anerkennung entgegenbringen. Sie zeigt sich durch Zugewandtheit und ehrliches Interesse, Freundlichkeit in Worten und Gesten, Empathie und Aufmerksamkeit.

Wie geht´s? Muss! – solche Unterhaltungen bringen nicht weiter. Wie geht es meinem Gegenüber wirklich, was beschäftigt sie oder ihn, was beeinträchtigt die Aufmerksamkeit, und was braucht sie oder er gerade? Zuhören ist eine Kompetenz und wirkt sich auf die Qualität des Gesprächs und der Ergebnisse aus. Es gibt ganz unterschiedliche Arten davon: Dient das Zuhören dazu, bereits Bekanntes oder Erwartetes zu bestätigen und ist es damit lediglich der Auftakt, um selbst zu sprechen? Nehme ich Abweichungen wahr, von dem, was ich als Antwort erwarte? Oder verschiebt sich meine Wahrnehmung zur/m anderen – kann ich das Anliegen aus ihren oder seinen Augen sehen und erspüren? Das ist empathisches Zuhören, und es ist erlernbar.

Wertschätzung erfüllt drei Kriterien
Wertschätzung ist mehr, als ein respektvoller und höflicher Umgang, der natürlich immer Grundlage guter Kommunikation und einer positiven Unternehmenskultur ist. Damit Wertschätzung als solche wahrgenommen wird, muss sie drei Kriterien erfüllen:

  1. Wertschätzung ist individuell: Lob aus der Gießkanne oder ein freundliches Schulterklopfen erzielen keine Wirkung. Der oder die Empfänger:in soll spüren: Ich bin persönlich gemeint.
  2. Wertschätzung ist konkret: Sie benennt, was genau sie eigentlich schätzt. Es sollte klar werden, womit wird das Lob verdient wird und was ist der Anlass dazu ist. Was hat zum Erfolg beigetragen, und wo hat der- oder diejenige einen Unterschied dabei gemacht, z.B.: „Das Meeting hat mit sehr gut gefallen. Deine ruhige und strukturierte Art, wie du moderiert und alle eingebunden hast, hat uns schnell zu einem guten Ergebnis gebracht.“ Dabei muss Anerkennung nicht immer auf den Einzelfall bezogen sein. Sie kann sich auch auf grundsätzliche Qualitäten und Stärken beziehen.
  3. Wertschätzung ist emotional: Gefühle wirken stärker als sachliche Argumente. Was hat das Ergebnis in mir ausgelöst: Stolz, Begeisterung, Freude, überraschende Erkenntnisse? Die Anerkennung erfolgt immer auf Augenhöhe.

Wem das nicht leicht fällt, fängt bei sich selbst an: Wann habe ich mich das letzte Mal wertgeschätzt gefühlt? Um welche Situation ging es dabei, und was war mein konkreter Beitrag zum Erfolg? Was hat das Feedback in mir ausgelöst?

Wertschätzung gibt Impulse zur Weiterentwicklung

Eine Rückmeldung muss, um wertschätzend zu sein, nicht zwingend positiv sein. Der Fokus auf Stärken ist gut. Aber auch kritisches Feedback kann als Wertschätzung empfunden werden, wenn das Gegenüber spürt, dass es daran wachsen und sich entwickeln kann. Dafür muss natürlich die Beziehung stimmen. Insofern ist regelmäßiges Feedback von der Führungskraft genauso wie von Kolleg:innen auch so wichtig, wenn es darum geht, Ziele zu erreichen, mehr Verantwortung zu übernehmen und in neue Aufgaben oder Rollen zu wachsen. Denn auch Vertrauen ist Wertschätzung.

Wertschätzung in der Internen Kommunikation

Nur wer Wertschätzung bekommt, kann sie auch weitergeben. „Wir brauchen mehr Wertschätzung“ kann also nicht als Appell an die Führungskräfte verstanden werden. Einer Führungskraft, die sich selbst von ihrer Leitung nicht verstanden fühlt, die viel Druck und kaum ausgesprochene Anerkennung erlebt, wird empathisches Führen eher schwerfallen.

Hier hilft es, in einem ersten Schritt, über alle Ebenen und Bereiche hinweg, an einem gemeinsamen Verständnis von Wertschätzung zu arbeiten:

  • Was verstehen wir unter Wertschätzung? Was gehört für uns unbedingt dazu?
  • Wo sind wir schon gut unterwegs, und wovon wollen wir mehr machen?
  • Wo fehlt es noch?
  • Was haben wir im von mehr Wertschätzung im Unternehmen, was haben unsere Kund:innen und Partner:innen davon, und was ist dann anders?
  • Wo vermitteln wir Wertschätzung über das Gespräch hinaus, z.B. über Gesundheitsangebote, moderne Technik und attraktive Räumlichkeiten?
  • Und geben wir in unserer Rolle als Kommunikator:innen genug Zeit und Raum für Dialog auf Augenhöhe, für das persönliche Gespräch, bei Events?
  • Welche Sprache sprechen wir dabei – leicht verständlich, emotional?

Wertschätzung zeigt sich nicht zuletzt auch in den internen Medien, die nicht nur einseitig informieren, sondern Raum für Austausch und Partizipation bieten: z.B. über geeignete Austauschplattformen (Social Intranet, MA-Apps), Intranet, Newsletter und MA-Magazine, in denen Mitarbeiter:innen mit ihren Erfahrungen, Gedanken und Ideen, Erfolgen und Misserfolgen ausreichend zu Wort kommen.